So, mal sehen was hier so geht ...
Prolog
Freiflüge ... ein Wort, was sich noch nicht so oft in unser Leben verirrt hat. Kroatien ... ein Land, was sich auch nicht wirklich in die Urlaubsplanung geschlichen hatte bisher. Ich war zwar irgendwann schon einmal dort, das war aber noch während meiner Ausbildung früher. Poreč (an der Westküste von Istrien) hiess damals das Kaff in dem wir eine Woche verbracht haben ... oder besser gesagt, verbringen MUSSTEN. Für die Schönheit der Natur hatte ich seinerzeit noch nicht wirklich etwas übrig.
Mittlerweile hat sich diesbezüglich ja einiges geändert und Kroatien steht schon seit längerem auf meiner ganz persönlichen Wunschliste. Hauptsächlich wegen dem Nationalpark Plitvicer Seen, oder auch Nacionalni park Plitvička jezera wie es in Landessprache heisst. Seitdem ich irgendwann einmal Bilder davon entdeckt hatte war ich fasziniert von diesem Ort! Dabei kennt ihn vermutlich fast jeder - ohne es eigentlich zu wissen. Viele Karl May-Verfilmungen spielen nämlich hier, so zum Beispiel Winnetou und der Schatz am Silbersee.
Als nun zum Jahresende 2010 einige Meilen bei AirBerlin zu verfallen drohten und der Kreis der Reiseziele durch die vorgegeben Entfernung recht eingeschränkt gewesen ist war schnell klar, wofür die Flüge genutzt werden würden. Eine Unterkunft war auch rasch gefunden, diese befindet sich 4km vom Parkeingang 1 mitten im Örtchen Seliste Dreznicko. So kommt es also, das wir dieses Jahr erneut einige Tage mit Wasserfällen verbracht haben.
Zur Einstimmung gibt es - wie inzwischen üblich - einem kurzen Trailer ...
Anreise
Wie kommt man eigentlich hin zu diesem Natur-Juwel in Europa? Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, die Anreise erfolgte in unserem Fall vom Flughafen Köln/Bonn mit Air Berlin. Drei Flughäfen werden von dort angeflogen, wir haben uns für Rijeka im Nordwesten Kroatiens entschieden. Einfacher Grund: Die Flugzeit dorthin beträgt gerade einmal 70 Minuten und von dort aus ist es kilometermässig am kürzesten mit dem Auto zu den Seen. Bei der Anreise mit dem Auto aus Deutschland findet man auf der Seite von Isa einen ganz guten Richtwert für die Reisedauer - von Wien aus sollen es noch rund 500km sein.
Der Flughafen Rijeka ist recht abenteuerlich, er ist recht klein und schwenkbare Zubringer welche an die Maschine andocken gibt es nicht. Ein - und Ausstieg erfolgen jeweils zu Fuß quer über das Rollfeld. Es gibt sage und schreiben EINEN einzigen Schalter zur Passkontrolle bei der Einreise und auch nur EIN EINZIGES Gepäckband. Gesamtlänge inkl.Kurve: geschätze 8 Meter. Es ist also alles recht überschaubar hier, denn auch Check-In Schalter gibt es ganze vier Stück an der Zahl.
Auch die Anzahl der Autovermietungen ist recht überschaubar ... Europcar, Sixt und Avis - hab ich wen vergessen? Nö! Wobei nur Europcar und Sixt ein Büro hier haben. Wir hatten über billiger-mietwagen.de gebucht und als Vermieter Avis zugewiesen bekommen ... und standen somit erst einmal ratlos im Raum, denn eine Avis-Filiale sucht man hier vergebens. Auf Nachfrage beim Infoschalter wurde mir dann gesagt das für Avis nur ein Kerl im weissen Hemd zuständig sei "der hier irgendwo rumschwirren muss". Na super! Irgendwann haben wir ihn dann aber ausfindig gemacht, der Mietvertrag wurde irgendwo zwischen Tür und Angel unterschrieben, die Einweisung am Auto hat ausführliche zwei Sekunden gedauert und der Kerl war genauso schnell verschwunden wie er aufgetaucht ist. Vielleicht war es ein Jeanny? Puff, da bin ich wenn du an der Flasche reibst, schwupps ... bin ich wieder weg
Die Weiterfahrt mit dem Auto von Rijeka ist relativ problemlos, teilweise zieht sich der Weg allerdings da man sich über altertümliche und kurvige Gebirgsstrassen fortbewegt. Zwei Varianten gibt es, entweder "unten rum" die Küste entlang via Senj und Brinje (dieser Weg besteht fast komplett aus Landstrassen), oder aber über die Autobahnen A6 und A1 und weiter über Land via Plaski und Saborsko. Beide Varianten sind kilometermässig fast gleich lang, wir haben uns sowohl bei der Anreise als auch bei der Abreise für Möglichkeit 2 entschieden und die Interstate ... äh, sry ... die Autobahn benutzt. Bedenken sollte man hierbei das dafür eine Maut fällig wird, in Kroatien funktioniert dies allerdings etwas anders als beispielsweise in den USA. Fährt man AUF die Autobahn drückt man eine Knopf und zieht sich ein Ticket. Verlässt man die Autobahn später wieder zeigt man dieses Ticket vor und bezahlt für die zurückgelegte Strecke. Für den Teilabschnitt auf der A6/A1 den wir gefahren sind wurden somit 42 KUNA fällig, dass sind umgerechnet etwas unter 6 EURO. Merken kann man sich hier bei der Umrechnung in etwa 1:7, also 7 KUNA sind ungefähr 1 EURO.
Bei der oben dargestellten Anreise fährt man teilweise noch an Ortschaften vorbei die einen um Jahre zurück zu Zeiten des Bosnischen Krieges versetzen. Oft sieht man noch abbruchreife Häuser und Ruinen mit Einschusslöchern an der Häuserfront. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen, mit dem Auto liegen bleiben möchte man an einigen Orten glaube ich trotzdem nicht wirklich.
Lage
Was die Besucher bzw.Nationalitäten im Park angeht ist so ziemlich alles vertreten was wir auch auf vielen anderen Reisen fürchten und lieben gelernt haben. Anscheinend hat es sich inzwischen selbst bis nach Asien herumgesprochen das es sich im Urlaub lohnt hierher einen Abstecher zu machen wenn man noch 2 Stunden Zeit übrig hat auf der "Europa-in-7-Tagen-Rundreise". So hat man im Park dann mit allerlei Reisegruppen aus zahlreichen Bussen zu "kämpfen" die man bereits oben auf den Parkplätzen stehen sieht. Immer hübsch angeführt von einem Reiseleiter der ein Schirmchen in die Höhe hält damit er nicht verloren geht. Führt man sich vor Augen, das es im Park selber über weite Strecken nur enge Holzstege von etwas über einem Meter Breite zum Fortbewegen gibt, kann man sich leicht vorstellen dass es nicht immer wirklich Spaß macht hier herum zu wandern.
Bevor man überhaupt in den Park hinein geht heisst es aber erst einmal an einem der zwei bekannten Parkplätze zu parken und sich Eintrittskarten zu besorgen. 110 KUNA p.Person werden dafür fällig, besorgt man sich - wie wir - Karten für zwei aufeinanderfolgende Tage bezahlt man dafür 180 KUNA. Wohnt man in einem der drei Hotels IM Nationalpark (Hotels Jezero, Plitvice oder Bellevue) kann man sich die Eintrittskarte für einen dritten Tag kostenlos abzeichnen lassen. Für's parken selbst wird ebenfalls eine geringen Gebühr fällig, 7 KUNA/Std. werden dafür berechnet (od.maximal 70 KUNA am Tag). In der Nebensaison können die Preise niedriger sein.
Damit man weiss wo im Park sich überhaupt WAS befindet gibt es hier im Anschluss eine Übersichtskarte samt eingezeichneter Wanderungen. Es ist die beste Karte wie ich finde und auch überall im Park neben einigen Infotafeln zu finden ... Zugegeben, die Orientierung fällt am Anfang nicht ganz leicht und ich selber habe - trotz ausgiebiger Recherche vorher - irgendwie keine richtige Vorstellung gehabt was man wie am besten machen sollte. Ist man dann vor Ort bekommt man aber recht schnell einen guten Überblick. Es gibt insgesamt drei Parkplätze und Eingänge, auf der Karte sind allerdings nur zwei davon eingezeichnet (Ulaz 1 und Ulaz 2). Der dritte Eingang (Ulaz 3) samt kostenfreien (!) Parkplatz befindet sich genau auf der gegenüberliegenden Seite der Seen, mehr dazu aber später.
Am besten nimmt man sich für die Erkundung der Seen mindestens zwei Tage Zeit, bedenkt man die An - und Abreise sollte man also eigentlich vier Tage einkalkulieren für einen Abstecher hierher. Dann hat man am ersten Tag nach der Anreise die Möglichkeit die oberen Seen zu erkunden und am zweiten Tag kann man den unteren Bereich in Angriff nehmen. Selbstverständlich lassen sich auch beide Bereiche an nur einem Tag miteinander kombinieren, ob DAS allerdings sinnvoll ist sei mal dahin gestellt. Zu wenig Zeit bleibt dann einfach um die Schönheit dieses Ortes auf sich wirken zu lassen. Außerdem hat man bei Sonnenschein eigentlich nur am Vormittag perfekte Fotobedingungen da ab dem Mittag die meisten der Wasserfälle im Gegenlicht liegen ... was das für Auswirkungen auf die Bilder hat sieht man hier unten ganz gut.
Auf einer Karte habe ich unsere beiden Tage vor Ort farblich dargestellt, dabei kennzeichnen die roten Punkte den ersten Tag an den oberen Seen und die gelben Punkte den zweiten bzw.die Wanderung an den unteren Seen ... *klick mich*
Die 12 oberen Seen (Gornja jezera) unterscheiden sich im übrigen ziemlich von den "nur" vier unteren (Donja jezera). Während die oberen allesamt in einer Dolomitsenke liegen und umgeben von Wald sind, befinden sich die unteren in einer Art Canyon. Sie sind durch den Einsturz von Höhlen entstanden, durch die das Wasser der oberen Seen dann abgeflossen ist. Verbunden sind die 16 Seen durch insgesamt fast 90 Wasserfälle! Ihre Höhen sind völlig unterschiedlich, der kleinste ist gerade einmal 3m, der höchste 78m hoch! Die Zahl 78 bei der Höhenangabe des Veliki slap variiert dabei im übrigen hier und da je nachdem bei welchen Quellen man nachliest. Zwischen 72m und 78m hab ich alle möglichen Angaben gefunden, was vielleicht auch daran liegt das der Wasserfall in der Tat in den letzten Jahrzehnten einfach "gewachsen" ist !?
Die Namen der Wasserfälle leiten sich allesamt von unterschiedlichen Legenden und Sagen ab. So kommt der See Gavanovac jezero (oder auch Gavanovo jezero) zum Beispiel zu seinem Namen, weil einer Legende nach in diesem See der Schatz des Gavanovo verschwunden ist. Der See Kozjak jezero (Kozje jezero, auf Deutsch "Ziegensee") erhielt seinen Namen, weil der Legende nach dreißig junge Ziegen auf der Flucht vor Wölfen im Winter im See ertranken, da das Eis nicht dick genug war sie zu tragen. Oder aber der See Ciganovac jezero (der Zigeunersee) ... der Legende nach sind in diesem See einige Zigeuner beim angeln ertrunken. Namensgeber des Sees Kaluderovo jezero war hingegenkeine Legende sondern ein Mönch, der früher einmal in einer Grotte über einem der Seen lebte. Man sieht, die Namen sind allesamt recht merkwürdiger Herkunft ?!
Der Name der Plitwitzer Seen selbst variiert lustigerweise sehr häufig wenn man im Internet danach recherchiert. Sowohl auf Deutsch als auch in der Landessprache sind die merkwürdigsten Varianten im Umlauf. Von Plitzwitzer Seen (man beachte das Z vorne), über Plitvicer Seen und Plitvitka Lakes ist alles dabei. Noch abenteuerlicher wird es in der kroatischen Schreibweise ...
Um jegliche Missverständnisse aus dem Weg zu räumen gibt es deshalb jetzt hier das offizielle Park-Schild. Damit sollte klar sein WIE der Ort nun eigentlich korrekt heisst ...
Der einzig echte Name in Landessprache lautet also Nacionalni parkovi Hrvatske Plitvička jezera. Klar soweit? Alles ganz einfach also, vor allen Dingen auszusprechen ...
Unterkunft
Bei der Wahl für die Unterkunft vor Ort die ist die Wahl auf die Pension Vucovic in Seliste Dreznicko gefallen. Grund dafür waren die durchweg guten Bewertungen auf booking.com und das Preis/Leistungsverhältnis. Zudem gibt es gratis WLAN! Frühstück ist zwar hier nicht inklusive, in Laufweite ist aber ein kleiner Supermarkt wo man alles nötige besorgen kann. Nebenan befindet sich das Restaurant Winnetou (der Name ist sicherlich nur Zufall an diesem Ort), Abendessen lässt sich problemlos von dort mit rüber in die eigene Pension nehmen oder (so haben wir es gemacht) einfach im Garten essen. Die Preise für eine proppevollen Hauptgang bewegen sich dabei um die 10€ ...
An gastfreundlichkeit sind die Eigentümer auch kaum zu überbieten, jeder Wunsch wurde einem quasi von den Lippen abgelesen bevor er ausgesprochen gewesen ist und zum abendlichen selbstgebrannten Schlummertrunk wird man auch immer eingeladen *burps* Eine gute Ausgangslage für scharfe Fotos also ...
Im weiteren Verlauf habe ich mich bei diesem Bericht wieder für die Variante der Non-Chronologie entschieden (welche tolle Wortkreation), da es vermutlich einfacher sein dürfte einen Gesamteindruck zu vermitteln als zweieinhalb Tage vor Ort so niederzuschreiben wie sie stattgefunden haben.
Demnext dann mehr ... (:wink:)