Mit Schwarzpulver kann man allerlei gefährliche Sachen anstellen. Darum darf damit auch nicht jeder umgehen.
Im Westernhobby wird es für das Abschießen von Kanonen oder Vorderladerwaffen gebraucht, was zumeist bei Reenactments oder Wettbewerben gemacht wird.
Man benötigt neben dem Waffenschein auch einen Schwarzpulverschein, der mit so einigen Auflagen z.B. für den Erwerb und die Lagerung verbunden ist.
Ich selber habe diese erforderlichen Erlaubnisse nicht, kenne aber jemanden, der sie hat.
Und dieser ist auch in einem Schützenverein, wo man mit einem Vorderladergewehr schießen darf. Und das erforderliche Gewehr (ein identischer Nachbau einer amerikanischen Waffe aus der Mitte des 19. Jahrhunderts) hat er auch.
Als ich gefragt wurde, ob ich das auch mal machen möchte, habe ich sofort zugesagt. So bin ich 2010 an einem Wochenende mal mit Eric zu seinem Schützenverein gefahren und wir haben etwas rumgeballert – und das ist jetzt nicht abwertend gemeint, es trifft nur den Lärm, der beim Abschießen eines Vorderladergewehrs entsteht, am Besten.
Bei den ersten Schießübungen einige Monaten zuvor haben wir keine Bilder gemacht, diesmal schon. Und so kann ich mal berichten, was es mit "Schwarzpulvern" bzw. Vorderlader-Schießen auf sich hat.
Neben einigem Equipment für die Waffe und deren Bedienung muss man auch die richtige Menge an Schwarzpulver bereit haben. Früher wurde dies vom Schützen nach "Augenmaß" von dem hier im Bild zu sehenden Pulverhorn in den Lauf geschüttet (als Maß diente das aufgesetzte kurze Rohr). Heute wird die benötigte Menge vorher genau abgewogen und in kleine Röhrchen abgefüllt.
Hantieren mit Schwarzpulver ist nicht ganz ungefährlich und somit gab es von Eric neben einigen Anweisungen, wie man sich zu verhalten hat, damit eben nichts passiert (nicht über die Mündung beugen oder den Ladestock an der Kugel anfassen oder wohin man mit der geladenen Waffe zielt), auch noch mal eine Demonstration, wie so ein Vorderladergewehr geladen wird.
Zunächst legt man sich eine gleiche Anzahl von dem abgemessenen Schießpulver, Dämmpfropfen aus Filz, gefettete Kugelpflastern und Rund-Kugeln aus Blei zurecht, so dass man durch Nachzählen immer weiß, wo man beim Laden gerade ist – man verquatscht sich dabei ja schon mal.
Es ist äußerst schwierig und zeitaufwändig eine Kugel aus dem Lauf zu ziehen, wenn das Pulver vergessen wurde. Passiert öfter als man denkt.
Die Waffe wird mit einem Hilfsgerät so arretiert, dass sie nicht umfallen kann. Über einen Trichter mit langen Füllrohr wird als erstes die abgewogene Menge Schwarzpulver eingeschüttet. Danach wird ein Dämmpfropfen aufgesetzt, mit dem Ladestock nach unten geschoben und fest an das Schwarzpulver gedrückt. Benutzt man diesen nicht, muss man nach ein paar Abschüssen die Waffe reinigen, da hat man aber nicht unbedingt Lust drauf. Es wird eines der Kugelpflaster auf die Mündung gelegt (das dient u.a. als Dichtmittel zwischen Kugel und Lauf), die Kugel darauf gesetzt und mit einem Starter in das Rohr geklopft. Dann kann man sie mit dem Ladestock fest an das Schwarzpulver (bzw. den Pfropfen) drücken.
Die Bilder zeigen ein wenig den Ablauf.
Jetzt geht man zum eigentlichen Schießstand – und da staunte ich erst mal. DAS sollen nur 50 Meter sein?
Man sieht, wir waren draußen und es war ganz schön kalt. Da fragt man sich, wie das die Trapper oder Soldaten früher hinbekommen haben, wenn sie schon tagelang der Kälte ausgesetzt waren. Und der Bär oder Gegner plötzlich vor einem stand. Eine gewisse Hochachtung gegenüber den Leuten, die damals so gelebt haben, kommt dabei schon auf.
Wie ich oben schon erwähnt habe, der Abschuss ist mit Geräusch verbunden; also hat Erich seine Ohrpfropfen benutzt und ich bekam ein paar Mickey-Mäuse verpasst.
Der Hahn wird gespannt, man setzt ein Zündhütchen auf und stellt sich in Position.
Man avisiert das Ziel leicht, entspannt mit dem einen Stecher erst den Hahn, zielt genauer und drückt ab.
Was dann abgeht, kann man kaum beschreiben – es ist ein Erlebnis für sich.
Nicht nur das es einen heftigen Knall gibt, aus der Mündung schießen neben der Kugel auch jede Menge Funken und Rauch. Und wer geschickt ist, trifft die Scheibe in 50 m Entfernung.
Ich hab mal versucht, dies einzufangen, was mir aber nicht gelungen ist, da ich trotz Konzentration darauf, dass es jetzt knallt, jedes Mal zusammengezuckt bin.
Wir haben uns mit dem Schiessen abgewechselt, wobei Eric viel treffsicherer war. Er hat auch ein paar Mal das Schwarze der Zielscheibe getroffen und ich habe nur meine Kugeln darum positioniert – aber meistens wenigstens die Scheibe getroffen.
Nach dem Abschuss bläst man in die Mündung, um eventuelle Pulverreste und Glut aus dem Rohr zu entfernen, damit beim neuerlichen Befüllen das Schwarzpulver nicht gleich entzündet wird.
Mir hat das Ganze großen Spaß gemacht und wenn ich darf, mache ich das auch gerne wieder.
Als Abschluss ein Bild, das zeigt, was noch zu diesem Hobby gehört: das nachträgliche Reinigen der Waffe.